In Ghana unterstützen wir weiterhin den Aufbau von Spar- und Darlehensgruppen (Village Saving and Loan Gruppen, kurz: VSL-Gruppen) in der nördlichen Volta-Region. Diese haben wir im Jahr 2011 mit der Mennoniten Gemeinde Nkwanta begonnen. Durch die Gemeinde wurde das Hilfswerk „Medro“ (Mennonitische Organisation für Entwicklungs- und Nothilfe) gegründet, die nun schon seit so vielen Jahren unsere Projektpartner sind.

Das Konzept dieser Spar- und Darlehensgruppen ist einfach. Eine Gruppe von bis zu 25 Personen schließt sich zusammen. Nach einem vorgegebenen Muster geben sie sich eine Satzung, in der z.B. der Name der Gruppe, die möglichen Spar- und Darlehensraten und der Zinssatz festgelegt wird. Unter Begleitung von Medro-Mitarbeitenden treffen sich die Gruppen wöchentlich, um Sparbeiträge einzulegen, Darlehen bei der Gruppe aufzunehmen, Zinsen zu zahlen und Darlehen zu tilgen. Nach einem Jahr lösen sich die Gruppen auf und die Gewinne aus Zinsen werden an die Gruppenmitglieder verteilt. Viele Gruppen beginnen dann wieder neu, oft auch mit anderen Mitgliedern. Manche Teilnehmenden sind auch in mehreren Gruppen, um mehr zu sparen und ebenfalls mehr Darlehen nehmen zu können.

Durch die VSL-Gruppen konnten wir über 10.000 Menschen in Nkwanta und in der Umgebung direkt erreichen. Außerdem profitiert von der Unterstützung dieser Art meist die ganze Familie.

Bienenwaben

Trotz Corona läuft das Projekt weiter erfolgreich. Die Gruppen können sparen, wenn auch nicht so viel wie vor der Pandemie. Eine 2021 bewilligte Darlehensunterstützung hilft 11 Gruppen bei der Wiederbelebung und Aufrechterhaltung ihrer wirtschaftlichen Tätigkeiten. Die Besuche der Außendienstmitarbeiter bei den bestehenden Gruppen werden fortgesetzt, während die Gründung und Bildung neuer Gruppen so weit wie möglich im Rahmen der geltenden Gesundheitsvorschriften möglich sind.

Zusätzlich haben wir dieses Jahr ein neues Projekt in Ghana gestartet, welches mit Honig zu tun hat.

Honig ist für die Imker in Nkwanta und Umgebung eine wichtige Einkommensquelle. Mehrere Dutzend Tonnen Honig stammen aus dem Bezirk, es fehlt aber an Infrastrukturen, um diese lukrative Branche auf dem Markt zu etablieren. Außerdem gibt es bei fehlenden Strukturen negative Auswirkungen auf die Umwelt, die Bienen und das Leben der Imker.

Von daher unterstützen wir die Gründung einer Genossenschaft, um das sozioökonomische Leben der Imker zu verbessern und gleichzeitig die negativen Auswirkungen auf alle Beteiligten zu minimieren. Die Mitgliedschaft in der Genossenschaft soll allen Personen entlang der Honig-Wertschöpfungskette offenstehen und eine Plattform bieten, sich über agronomische Praktiken auszutauschen und die Honigernte nachhaltig zu gestalten. Der Schutz der Umwelt im Allgemeinen und der Honigbiene im Besonderen würde im Mittelpunkt der Tätigkeit der Genossenschaft stehen.

Bislang verkaufen die Imker ihren Honig an Käufer aus Accra, die ihn zu unfairen Preisen einkaufen. Eine Genossenschaft würde den Mitgliedern Verhandlungsmacht verleihen und faire Preise für die Honigprodukte, einschließlich des Wachses aus den Waben, gewährleisten. Außerdem sollen Kampagnen zum Schutz der Umwelt im Allgemeinen und der Honigbiene im Besonderen durchgeführt werden. Die Kampagnen würden auch Schulkinder einbeziehen.

Wir sind dankbar, dass die Projekte in Ghana in jahrelanger guter Zusammenarbeit mit Medro trotz einer weltweiten Pandemie weiterlaufen und so Menschen in Nkwanta ihr Leben und das ihrer Familie ein Stück weit absichern und verbessern können.

Nicole Tiede, Christoph Landes, im August 2022